Das rote Banner auf dem Lande - 50 Jahre Gründung der ersten LPG 1952 - Ein Multimedia-Projekt erforscht DDR-Geschichte

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Untersuchung

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Untersuchungsgegenstand

Die Vorgänge um die Gründung der LPG in der frühen Phase der Kollektivierung sollen an vier Fallbeispielen untersucht werden. Die Beispiele sind dabei so gewählt, dass die Entwicklungsphasen des Jahres 1952 sich darin widerspiegeln. Ergänzt um weitere Beispiele aus anderen Forschungen, kann man dann eine Typologie entwickeln, die allgemeine Entwicklungen anhand einer größeren Zahl von lokalen Untersuchungen erkennen lässt.

  • Worin
    Das Dorf Worin im Kreis Seelow ist ein Paradebeispiel für eine frühe LPG-Gründung vor der II. Parteikonferenz. Wenige Tage vor der Konferenz gründen einige Bauern unter der Führung von Bernhard Grünert die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft. Ihre Bestrebungen wurden jedoch von der SED-Kreisleitung und der MAS boykottiert. Sie finden auch bei den örtlichen Behörden keine Unterstützung. Erst als in Berlin die Beschlüsse zum Aufbau der Grundlagen des Sozialismus fallen, findet ein Umschwung statt. Wenige Wochen später gilt Worin in der ganzen DDR als Aushängeschild.
  • Ilberstedt
    Die Entwicklung in Ilberstedt im Kreis Bernburg ist geprägt durch die Bildung mehrerer bäuerlicher Arbeitsgemeinschaften, in denen die Bauern die Feldarbeiten gemeinsam ausführten. Als eine dieser Feldgemeinschaften sich zur LPG umwandeln will, leisten wiederum die lokalen Behörden keine Unterstützung, scheinen vielmehr vollkommen ratlos. Der Initiator der Gemeinschaft flieht im Sommer 1952 daraufhin in die Bundesrepublik. Als sich später die erste LPG gründet, gibt sie sich den Namen "Rote Scholle", bezeichnenderweise in Anlehnung an eine andere Arbeitsgemeinschaft gleichen Namens, die die Behörden wenige Jahre zuvor aufgelöst hatten. Angeblich hatte ein ehemaliger Gutsverwalter unter diesem Deckmantel die Durchsetzung der Bodenform verhindern wollen.
    Zu Ilberstedt liegt für den Untersuchungszeitraum bereits eine Dissertation von Gunther Sandner (Rostock 1968) vor. Da die historische Methode seitdem aber ihr Instrumentarium erweitert hat und das Dorf einen sehr aufschlussreichen Untersuchungsgegenstand darstellt, scheint eine neuerliche Befragung der Quellen angebracht.
  • Friedrichsaue
    Mit den Vorgängen in Friedrichsaue im Kreis Seelow beschäftigte sich sogar das SED-Politbüro. Als am 7. August dort die LPG gegründet wurde, galt die Unterstützung der Genossenschaften bereits als offizielle Parteilinie. Trotzdem stellten sich die lokalen Parteiorganisationen und Behörden gegen die LPG-Bauern. Die Auseinandersetzungen fanden ihren Niederschlag in einem ausführlichen Artikel im "Neuen Deutschland" vom 2. November 1952.
  • Zwochau
    Zwochau ist ein Beispiel für bäuerlichen Widerstand gegen die LPG-Gründungen. Als dort am 15. Januar die MAS-Mitarbeiter für die LPG-Gündung werben wollen, vereitelt der VdgB-Vorsitzende das Vorhaben (Staatsarchiv Leipzig, SED-Kreisleitung Delitzsch IV 4/04/275). Die SED-Agitatoren vermuten dahinter den Einfluss von Großbauern.
    Für die Entwicklung in Zwochau liegt bisher nur die Aktenotiz aus dem Bestand der SED-Kreisleitung vor. Die weitere Archivarbeit wird aber sicher noch genaueren Aufschluss liefern. Zwochau ist deshalb ein wichtiges Beispiel, weil wie in einem Brennpunkt die Interessen der verschiedenen Fraktionen im Dorf erhellt werden. In diesem Zusammenhang ist auch zu überlegen, ob mit den anderen Beispielen nicht zu viel Wert auf Sonderfälle gelegt wird. Die Widerstände lokaler SED-Parteiorgane gegen die Genossenschaften stellen zwar ein hoch interessantes Untersuchungsgebiet dar, bleiben aber insgesamt eine Nebenerscheinung. Gegebenenfalls sollte zumindest noch ein weiteres Beispiel bäuerlicher Verweigerung gegen die LPG in die Untersuchung aufgenommen werden - zum Beispiel eines der Dörfer, deren LPG sich nach dem Volksaufstand vom 17, Juni auflösen; möglich sind Benkendorf, Bennstedt, Fränkenau oder Wettin (Sachsen-Anhalt).
  • Merxleben (Thüringen) und Jahna (Sachsen)
    Diese beiden Orte werden in die Untersuchung nicht einbezogen, obwohl sie in der frühen Phase der LPG eine herausragende Rolle spielten. Über die erste LPG in Merxleben liegt eine Dissertation von Barbara Schier von 1997 vor, über Jahna, die erste LPG in Sachsen, entsteht derzeit eine Dissertation. Die umfangreichen Arbeiten zu beiden Orten können der Untersuchung als Vergleich und Richtschnur dienen.